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Kolumne: The Isle - Zwischen Meisterwerk und Totalschaden?

| Dexter | News (DE)
T-Rex Avatar
27. März 2025

Ein Dinosaurier-Survival-Spiel, das wie kein anderes fasziniert – und gleichzeitig frustriert. Der YouTuber Zenny bezeichnet „The Isle“ in seinem neuesten Video als das „schlimmste Spiel in der Geschichte von Early Access“. Seine Kritik ist scharf, manchmal unfair, oft aber erschreckend treffsicher. Doch ist das Spiel wirklich so kaputt, wie er behauptet? Oder steckt in diesem Chaos vielleicht eines der innovativsten Multiplayer-Konzepte unserer Zeit? Dieser Beitrag will beides: verstehen und erklären.

Video

Fast eine Halbe Million Aufrufe und über 4000+ Kommentare hat das emotionale Video von Zenny bereits auf YouTube. In den Kommentaren geht die Post ab und es wird oft persönlich. Viele Kommentare betreffen auch Dondi, den Mastermind hinter The Isle, seine Entwickler-Vergangenheit seine schwierige Persönlichkeit. Die Wahrheit bei den vielen Kommentaren liegt - wie so oft - vermutlich irgendwo in der Mitte...

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Wenn Liebe weh tut: Was „The Isle“ so besonders macht

Wer das erste Mal „The Isle“ spielt, versteht schnell: Dieses Spiel will kein Spaziergang sein. Es ist erbarmungslos. Einsam. Wild. Und manchmal wunderschön. Man wächst – im wahrsten Sinne – über Stunden heran, nur um in wenigen Sekunden alles zu verlieren. Es ist genau diese Mischung aus Anspannung, Bedrohung und emotionalem Investment, die so viele Spieler*innen fesselt. Zenny nennt das Spiel „das schlimmste, was ihm je passiert ist“ – aber auch „eines der kreativsten und inspirierendsten Games“, das er je gespielt hat. Das ist kein Widerspruch, sondern beschreibt ziemlich genau das Spannungsfeld, in dem sich The Isle seit Jahren bewegt. Das Spielprinzip – ein Leben als Dino von Geburt bis Tod – ist so simpel wie radikal. Keine Mini-Map. Keine Missionen. Keine Tutorials. Nur du, dein Instinkt und andere Spieler, die über Leben und Tod entscheiden. Gerade dadurch entstehen Geschichten: spontane Begegnungen, erbitterte Jagden, stille Bündnisse. Es ist diese Art von „emergent gameplay“, die in Zeiten durchgeskripteter Blockbuster selten geworden ist.

Kritik, Chaos und Konsequenzen: Was Zenny dem Spiel vorwirft

Zennys Video ist eine Liebeserklärung – mit Giftpfeilen. Über eine Stunde lang seziert er The Isle in all seinen Facetten, mit einem Tonfall zwischen Sarkasmus, Frust und echter Leidenschaft. Seine Vorwürfe sind vielfältig – und treffen oft ins Schwarze:

Orientierungslosigkeit für neue Spieler

„The Isle“ erklärt sich nicht. Wer das Spiel startet, wird buchstäblich in die Wildnis geworfen – ohne Anleitung, ohne Hinweise, ohne klare Ziele. Zenny zeigt, wie selbst erfahrene Gamer an simplen Fragen scheitern: Wie finde ich Futter? Was ist essbar? Was bedeuten diese Symbole?

Das wäre verzeihlich – wenn es ein Tutorial gäbe. Doch das gibt es nicht. Selbst das Herunterladen der aktuellen Version erfordert einen Umweg über Steam-Beta-Einstellungen – eine Zumutung für jeden, der einfach nur spielen will.

Der Niedergang des Map-Designs

Besonders hart geht Zenny mit dem aktuellen Karten-Design (Gateway) ins Gericht. Wo frühere Maps wie Isla Spiro mit cleveren Wegen, Landmarken und organisch entstehenden Spieler-Treffpunkten glänzten, herrscht auf der neuen Gateway-Map Frust: Undurchdringliche Berge, endlose Flüsse, künstliche Engstellen. Die Welt ist riesig – aber leer.

Spieler treffen sich nicht mehr, weil sie das Spiel zusammenführt – sondern weil es sie in enge Korridore zwingt. Statt Freiheit gibt es Frust. Statt Interaktion Isolation.

Migration, Mutation – und Missverständnisse

Ein weiteres großes Thema: das Ernährungssystem. Was einst ein spannendes Überlebenselement war, wurde mit dem „Migrations“-Update in eine zermürbende Lauf-Simulation verwandelt. Statt überall etwas Essbares zu finden, müssen Spieler kilometerweit zu bestimmten Zonen wandern – oft ohne zu wissen, wann oder ob sich diese wieder verschieben.

Gleichzeitig versteckt das Spiel essentielle Mechaniken wie Mutationen oder die neue Stamina-Regeneration tief in Menüs, ohne Hinweise. Wer nicht zufällig Tab drückt und über die Icons fährt, versäumt das Zeitfenster seine Mutationen rechtzeitig auszuwählen und verpasst wichtige Aspekte des Gameplays – und geht unter.

Erst nachdem Zenny seinen 6 Testspielern die Mechaniken erklärt hatte, konnten sie etwas damit anfangen und hatten sogar Spaß. Doch The Isle scheitert seit Jahren an einem fehlenden (ingame) Tutorial. Die Implementierung eines solchen Tutorials sollte laut Zenny oberste Priorität haben.

 
Zwischen Vision und Verantwortung: Die Entwickler im Fokus

Ein besonders heikler Teil des Videos widmet sich der Entwicklungsgeschichte von The Isle – und ihrem wohl umstrittensten Gesicht: Dondi, dem Creative Director und Mastermind hinter dem Spiel.

Zenny nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund: Er beschreibt chaotische Personalentscheidungen, angebliche persönliche Fehltritte, und ein Entwicklerverhalten, das oft mehr Schaden angerichtet als Fortschritt gebracht habe. Der Bruch mit dem ursprünglichen Programmierer, das Neuschreiben des Spiels unter dem Banner „Recode“, die dauerhaften Systemwechsel – all das wirft Fragen auf. Und es nährt den Eindruck, dass The Isle nicht nur ein Spiel ist, sondern auch ein Ego-Projekt.

Doch so kritisch Zenny ist – er erkennt auch das Genie hinter der Vision. Dondi, so sagt er, sei „kein Betrüger“, sondern ein „kreativer Kopf mit der schlechtesten Work-Ethic des Planeten“. Eine Figur voller Widersprüche, wie das Spiel selbst.

 
Und trotzdem lieben wir es

Und hier liegt die große Tragik – aber auch die Faszination von The Isle: Trotz aller Fehler, trotz unfertiger Systeme, trotz Entwicklerdrama – dieses Spiel hat eine Community, die bleibt. Warum?

Weil kein anderes Spiel so ein Gefühl vermittelt: das Zittern beim Trinken am Fluss, das Adrenalin beim ersten Gebrüll eines Feindes, die stille Freude, wenn man in der Nacht nicht stirbt. The Isle lebt von Momenten, nicht von Menüs oder vorab geskripteten Ereignissen.

Ja, vieles läuft schief. Ja, manches ist unverständlich, das Entwicklerteam versteckt sich in ihrer Discord-Bubble. Aber The Isle ist mehr als die Summe seiner Bugs. Es ist ein lebendiges Biotop aus Emotion, Begegnung, Scheitern und Überleben. Und das ist etwas, das keine Roadmap je planen kann.

 
Fazit – Ein Aufruf zur Balance - weniger ist mehr!

Zenny hat mit vielem recht. Er benennt Probleme, die man nicht ignorieren sollte. Aber The Isle ist kein Totalschaden. Es ist ein Spiel mit Seele, das an seinen eigenen Ansprüchen zu scheitern droht – aber noch nicht gescheitert ist.

Was wir uns wünschen? Kommunikation. Klarheit. Tutorials. Und: dass sich die Entwickler wieder daran erinnern, warum so viele Menschen dieses Spiel trotz allem lieben.

Denn inmitten all der Kritik bleibt eines wahr: The Isle ist einzigartig. Und das ist selten genug in der Spielewelt.

Schreibt eure Meinung in die Kommentare unten!


Anhang: Best of youtube-Kommentare

Einige interessante Kommentare haben wir herausgepickt und mittel KI ins deutsche übersetzt:

User Gavincie schreibt:

Der gesamte Entwicklungszyklus war schon seit den Anfangstagen so – sie nehmen sich ständig mehr vor, als sie bewältigen können. Über 60 geplante Dinosaurierarten – Strains (mutierte Dinosaurier), Menschen und mutierte Menschen – das ist ein Paradebeispiel für Feature Creep. Das Spiel hat wirklich großartige Momente, und ich habe dadurch auch tolle Online-Freundschaften geschlossen, aber das Drama rund um die Entwicklung und der ganze allgemeine Schwachsinn nehmen einfach kein Ende. Man könnte ehrlich gesagt drei Stunden lang nur über die Entwicklung reden: Ich spiele und verfolge das Ganze seit 2016 und war sogar Teil des QA-Teams während der Deathlyrage-Ära: Die haben Dinge gepatcht und dir gesagt, du sollst eine bestimmte Anzahl Bugs finden; wenn du nicht genug Bug-Reports abgegeben hast, wurdest du einfach rausgeworfen – übrigens ohne Patchnotes oder irgendeinen Hinweis darauf, was geändert wurde (soweit ich gehört habe, ist das aktuelle QA-Team ähnlich drauf, also zieh deine eigenen Schlüsse). The Isle ist ganz klar das beste 15-Dollar-Zugunglück, das ich je miterleben durfte – wenn das irgendwas zählt.


Auch einer der Path of Titans Entwickler hat sich geäußert dazu:

Ich bin der Projektleiter von Path of Titans und habe auch ein paar Jahre an The Isle gearbeitet. Dieses Video war echt wie eine kleine Befreiung! Habe es zusammen mit Matt angeschaut. Danke, dass du das Thema aufgegriffen und uns erwähnt hast! :)

ToxicMonkey705 kann den Frust der Neueinsteiger verstehen, er war selbst betroffen:

Das ist die treffendste Kritik zu diesem Spiel, die ich je gesehen habe. Und ich habe fast 300 Stunden darin verbracht. Für neue Spieler ist es extrem frustrierend. Und das ist wirklich schade, denn wenn man einmal verstanden hat, wie das Spiel funktioniert, ist es unglaublich fesselnd und macht richtig Spaß. Ich habe das Gefühl, sobald das Spiel endlich erkennt, dass neue Community-Mitglieder ein Tutorial-Level brauchen, wird der Einstieg für neue Spieler viel einfacher. Hoffentlich machen die Entwickler nicht weiterhin das Balancing der Tiere kaputt, so wie bisher.

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